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Ein neuer Anfang in Beschka

Es kam zu einer vertrauensvollen Verbindung zwischen ihm und mir und zu einer Einladung durch den freundlichen Serben. Er bat sogar darum, dass die ehemaligen deutschen Einwohner ihr früheres Heimatdorf Beschka besuchen möchten. Beim Heimattreffen im September 2004 im Haus der Donauschwaben in Sindelfingen gab ich diese Einladung an meine Landsleute weiter. 2005 kam es dann zur ersten Gruppenreise nach Beschka in einem Doppeldecker-Bus mit 60 Personen, davon 15 aus dem Nachbardorf Krtschedin. Daraus entwickelten sich schnell persönliche Bekanntschaften und gegenseitige freundliche Beziehungen, auch zur serbisch-orthodoxen und römisch-katholischen (kroatischen) Kirchengemeinde  in Beschka.

Seitdem wird in jedem Jahr einmal mit Omnibussen eine Gruppenreise nach Beschka unternommen, an der sich jeweils 50 bis 60 Personen beteiligen. Sie können auf der Autobahn von Karlsruhe bis direkt nach Beschka fahren. Dort gibt es zwei Hotels direkt an der Donau und zwei im Dorf. Das eine davon, Hotel CENTAR, steht mitten im Dorf an dem Platz wo früher das Kolonialwarengeschäft Kosanic war. (Leider existiert das Hotel seit einigen Jahren nicht mehr). Das andere, Hotel PARK, steht am früheren Reiterplatz (Exerzierplatz) an der Ecke zur Maradiker Gasse. Es gibt mehrere Restaurants mit einem reichhaltigen Angebot guter Speisen. Die Portionen sind groß und mit viel Pfeffer und Paprika als den typischen serbischen Gewürzmittel schmackhaft gemacht. Zum Trinken stößt man in der Regel mit einem Gläschen Schnaps an, von dem es nicht nur den berühmten „Slivovitz“ sondern alle gewünschten Sorten gibt.

 
BožićSidroCentarPark
Hotels in Beschka 2005: BožićSidro - CentarPark
 
Inzwischen ist das Vertrauen auf beiden Seiten so gewachsen, dass wir in der Regel unsere früheren Häuser besuchen können. Die serbische Gastfreundschaft ist ja sprichwörtlich. Sie laden ihre Besucher aus Deutschland zum Kaffee ein, stellen selbstgebackenen Kuchen auf den Tisch – sehr oft ist es „Maakstrudel“ (Mohnstrudel) oder die kleinen „Pogatschitze“ und „Kiplice“. Nicht selten kommt es vor, dass eine deutsche Besucherin beim Betreten ihres früheren Elternhauses in Tränen ausbricht, und genauso oft kommt es vor, dass die serbische Hausfrau mit ihr weint. Etwa die Hälfte der heutigen serbischen Einwohner von Beschka sind nämlich auch zwangsweise aus ihrer ursprünglichen Heimat in Bosnien, Dalmatien oder aus ihren Siedlungsgebieten in Kroatien in die Vojvodina (Batschka, Banat und Srem) umgesiedelt worden. Auch sie haben Heimweh nach den Orten, in denen sie geboren wurden.
Wie unsere Besuchstage in Beschka ablaufen, lässt sich an dem Rahmenprogramm ablesen, das hier zu sehen ist.
Die nach „Vergeltung“ dürstenden mörderischen Partisanen haben gleich am Anfang ihrer Herrschaft in Jugoslawien dafür gesorgt, dass alle Spuren der deutschen Einwohner in den Dörfern und Städten so schnell wie möglich ausgelöscht wurden. Dazu gehörten in der Regel die Kirchen und die Friedhöfe. Es gibt Orte in der Vojvodina (dem früheren Siedlungsgebiet der Donauschwaben), in denen trotzdem eine Kirche stehen geblieben ist, die von einer katholischen, evangelisch-lutherischen oder reformierten Kirchengemeinde deutscher Zunge im 19. oder 20. Jahrhundert gebaut worden waren. Aber das sind Ausnahmen.
Ähnlich sind die politischen Atheisten auch mit den deutschen Friedhöfen umgegangen. Die meisten wurden entweder vandalistisch zerstört oder systematisch eingeebnet. In den ersten Wintern nach dem zweiten Weltkrieg hat man die Holzkreuze von den Gräbern entfernt und als Brennholz benutzt, weil es kein anderes Heizmaterial gegeben hat. In dem ehemals großen deutschen Nachbarort Indjija wurde der deutsche Friedhof dem Erdboden gleichgemacht und mit Hochhäusern überbaut. Allerdings ist bekannt, dass dieses unwürdige und kulturlose Vorgehen auch von vielen anständigen Serben verabscheut worden ist.
In Beschka wurde die evangelische Kirche ziemlich bald nach unserer Flucht abgerissen. An ihrer Stelle sind Wohnhäuser und Kaufläden errichtet worden, die heute noch stehen. Vom Gasthaus Huber bis zum Pfarrhaus ist damit ein völlig neues Straßenbild entstanden. Die reformierte Kirche am Reiterplatz stand noch bis in die 70-er Jahre. Jetzt wurde dort von einem Privatinvestor das höchste Haus in ganz Beschka gebaut. Von den freikirchlichen Gebetshäusern steht nur noch der Saal im „Gässchen“, der bis vor einigen Jahren von einer „Nazarenergemeinde“ genutzt worden ist, die inzwischen aber ausgestorben ist.
 
Ev.-lutherische Kiche (heute Wohnhaus)Reformierte Kirche (heute Eigentumswohnungen)Haus der Pfingstgemeinde in der Kurzen GasseBethaus der Nazarener
Hier standen unsere Kirchen- und Freikirchen:
Ev.-lutherische Kiche (heute Wohnhaus), Reformierte Kirche (heute Eigentumswohnungen), Haus der Pfingstgemeinde in der Kurzen Gasse (steht noch) und das Bethaus der Nazarener im Gässchen (Saal ist unverändert geblieben).
 
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